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Geschmackserlebnis

Tableware-Kollektion von Neff
Geschmackserlebnis

Ein Elektrogerätehersteller, eine Designerin und ein Wissenschaftler treffen sich und haben eine erstaunliche Idee: ein Set von Tellern und Schalen zu entwickeln, die das Geschmackserlebnis verstärken sollen. Was steckt dahinter?

Autorin Claudia Simone Hoff

Zwar ist es so, dass Dinge aus Keramik gerade sehr en vogue sind. Vor allem wenn sie handgefertigt sind und gut gestaltet. Doch generell kämpft die Tableware-Branche schon seit Jahren gegen sinkende Absatzzahlen und Billigkonkurrenz aus Asien und kaum noch einer sticht heraus aus dem gleichmacherischen Allerlei.

Insofern ist es erstaunlich, dass der deutsche Hausgerätehersteller Neff auf der Küchenmöbelmesse Eurocucina in Mailand eine Tabletop-Kollektion präsentierte, was zu der Vermutung führt, dass es sich hier eher um einen cleveren Marketing-Schachzug als um einen wirtschaftlich durchdachten Einzug ins Tableware-Business handelt. Es macht sich eben gut, wenn sich zu den eher emotionslosen Elektrogeräten auch ein haptisches und visuelles Erlebnis gesellt – gerade in Mailand, wo sich während der Möbelmesse alles um das Thema Inszenierung dreht.

Geschmackserlebnis: Design meets Science

Neff geht bei seinem ersten Ausflug in die Welt der Tischkultur ziemlich professionell vor und positioniert die Produkte im Umfeld von Design, (Handwerks-)Kunst und Wissenschaft. Für die Entwicklung der dreiteiligen Kollektion „Neff x Kaneko“ hat der Elektrogerätehersteller zwei ausgewiesene Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen engagiert: die japanischstämmige Designerin Reiko Kaneko und den in Oxford lehrenden Professor für Experimentelle Psychologie Charles Spence.

Kaneko lebt in Stoke-on-Trent, Heimat der englischen Keramikindustrie, und entwickelt in ihrem Studio japanisch anmutende Dinge aus Porzellan, Keramik und Glas.

Spence indes ist Wissenschaftler und hat ein viel beachtetes Buch geschrieben: „Gastrophysics – The new Science of Eating“. Darin beschäftigt er sich mit den Einflüssen, die das Essen erst zum Geschmackserlebnis werden lassen.

Geschirr beispielsweise kann maßgeblich dazu beitragen, das Geschmackserlebnis zu intensivieren – anhand von Form, Farbe, Haptik und Gewicht.

„Unser Gehirn gaukelt uns nur vor, was unsere Geschmacksknospen wahrnehmen“, so Spence, der schon mit dem Begründer der Molekularküche Ferran Adrià zusammengearbeitet hat. Deshalb kann es sein, dass Popcorn aus einer blauen Schüssel salziger schmeckt als aus einer weißen oder ein asymmetrischer Teller die Schärfe eines Gerichts mehr betont als sein rundes Gegenstück.

Aller guten Dinge sind drei

Während Spence, wie er sagt, all seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in das Projekt einbrachte, war Kaneko für den gestalterisch kreativen Part verantwortlich. Dabei war sie mit den Schriften des Wissenschaftlers bereits bestens vertraut – als eine von wenigen Designern überhaupt. „Das Briefing für dieses Projekt war ziemlich eng formuliert“, erzählt Kaneko, die überrascht war, dass gerade diese Beschränkung sich als große kreative Freiheit erwies.

Die Kollektion besteht aus drei Teilen, wobei Formen, Farben und Oberflächen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und bestimmte Aromen verstärken sollen. Während der Porzellanteller für die Vorspeise in Form und Farbe an eine Meereswoge erinnert und für Fischspeisen gedacht ist, wird das Hauptgericht in einer kantigen schwarzen Keramikschale serviert. Die rosarote Dessertschale aus Fine Bone China zeigt, wie die Täuschung des Gehirns funktioniert: Die Farbe und die Himbeerform verstärken das Gefühl von Süße.

A la japonaise

Die Gestaltung aller drei Kollektionsteile ist unverkennbar von japanischen Einflüssen geprägt. Kein Wunder, denn Kaneko war in ihrer Kindheit umgeben von schön dekorierten japanischen Speisen auf ästhetisch anspruchsvoller Tableware, wie sie schwärmerisch erzählt. So ist die schimmernde schwarze Schale für das Hauptgericht von der japanischen Kunst des Kintsugi – bei der zerbrochenes Porzellan kunstvoll mit Gold und Lack wieder zusammengefügt wird – inspiriert.

In ihr manifestiert sich auch das ästhetische Konzept des Wabi-sabi, das die Schönheit im Unvollkommenen sieht und eng mit dem Zen-Buddhismus verknüpft ist. Sämtliche der multisensorischen Stücke werden im Studio von Reiko Kaneko von Hand gefertigt.

Schön wäre es, wenn es nicht bei einer limitierten Edition bliebe, denn schließlich sind die Stücke so ungewöhnlich, dass sicher der ein oder andere Design- und Gourmetliebhaber seinen Tisch damit decken will. Vom Geschmackserlebnis ganz zu schweigen!

Mehr zum Thema Küche

www.neff-home.com

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