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Design Thinking in der Möbelindustrie
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Wenn stete Weiterentwicklung zur Pflicht wird, helfen Methoden wie Design Thinking. Wie hat die Möbelindustrie davon profitiert? Über den Stand der Dinge.

Autor Jörg Zimmermann

Vor wenigen Jahren noch als ein reines Insider-Thema gehandelt, ist die Anzahl der Medienberichte und Buchpublikationen über Design Thinking heute kaum noch überschaubar. Vom Manager-Magazin bis zum Harvard Business Manager, selbst in der Tagespresse findet die Methode zur Innovations- und Produktentwicklung ihren Platz. Und in der Möbelindustrie.

Bereits Mainstream?

Auch an den Hochschulen ist Design Thinking als Innovationsprozess angekommen, das Angebot an Studiengängen, die sich der Methode und ihrem Potenzial widmen, wächst.

In der Vergangenheit haben viele Unternehmen Fragestellungen zur Innovation gerne an Designer und „Kreative“ ausgelagert. Seit einiger Zeit setzt jedoch quer durch alle Branchen ein Nachdenken ein. Wäre es möglicherweise angezeigt, Innovationskompetenz – zumindest teilweise – auch intern bereitzuhalten? Aufmerksam beobachten etablierte Firmen, mit welch beeindruckender Geschwindigkeit Start-ups sich neuen Produkten und Dienstleistungen nähern. Innovative Ideen entstehen dort mit einem Tempo, das sich nicht allein aus einer Gründungseuphorie erklären lässt. Lange Projektlaufzeiten und strenge Hierarchien sind hier meist unbekannt. Vielmehr bedienen sich die interdisziplinären, heterogenen Teams in schlanken Strukturen erfolgreich agiler Methoden.

Beispielsweise Design Thinking. Die bewährte Methode rückt bei der Frage nach möglichen Innovationen, ganz gleich ob Produkt oder Service, den Menschen und seine Bedürfnisse in den Fokus. Entstanden ist Design Thinking bereits zu Beginn der 1990er Jahre bei der amerikanischen Designagentur IDEO, deren Gründer David Kelley zusammen mit den Informatikern Terry Winograd und Larry Leifer die Innovationsmethode aus eigenen Projekterfahrungen heraus entwickelte. Später wurde Hasso Plattner, Mitgründer des Softwarekonzerns SAP, auf die Entwicklungsmethode aufmerksam. Plattner förderte die weitere Entwicklung und Verbreitung der Methode.

2005 stiftete er an der Stanford University in Palo Alto das „Hasso Plattner Institute of Design“, die sogenannte „d.school“. Zwei Jahre später, im Oktober 2007, nahm in Potsdam die „School of Design Thinking“ ihren Studienbetrieb auf. Sie kann heute als wichtigste Ausbildungsstätte für Design Thinking zumindest im deutschsprachigen Raum angesehen werden.

„People“, „Place“ und „Process“ gelten als die drei Hauptfaktoren, die den Design-Thinking-Prozess determinieren. „People“ betrachtet dabei die Zusammensetzung des Teams im Projekt. „Process“ beschreibt sechs typische Arbeitsphasen, die zur Bearbeitung der jeweiligen Aufgabenstellung iterativ durchlaufen werden. „Place“ schließlich fordert eine variable Umgebung für die Arbeit der Projektgruppe.

Gerade der letztgenannte Aspekt wird immer noch unterschätzt. Obwohl viele Studien der Büromöbelindustrie über neue Formen des Arbeitens und Zusammenarbeitens forschen, ist die Zahl der Möbel, die explizit für agile Projekte und dynamische Prozesse entwickelt sind, recht überschaubar. Dabei spielt Design Thinking bei vielen Möbelunternehmen in der Produktentwicklung schon länger eine Rolle.

Wie auch in anderen Branchen werden das leichte Eintauchen in die Methode und die schnell sichtbaren (Zwischen-)Ergebnisse hervorgehoben. „Eigentlich kann man mit Design Thinking in jedem Raum starten“, weiß Barbara Busse.

„Gedanken, Ideen und Ergebnisse werden auf Post-its festgehalten und die lassen sich überall, auch an den Wänden im Büroflur, anbringen.“

Die Designerin hat bei Konzernen wie der Telekom gearbeitet, bevor sie sich als Expertin für Innovationsprozesse selbstständig machte. Trotz der charmanten Möglichkeit zur Improvisation sei jedoch eine Arbeitsumgebung wünschenswert, die sich flexibel an die jeweilige Situation im Design-Thinking-Prozess anpassen lässt. Das weiß auch der Schweizer Designer Jörg Boner: „Ein Raum mit 20 sitzenden Personen um einen Tisch ist etwas komplett anderes, als ein Raum mit 20 Personen, die sich bewegen, während sie gemeinsam entwickeln und Probleme lösen.“

Für das Schweizer Unternehmen Moving Walls hat Jörg Boner eine Kleinserie mit mobilen Wandlösungen entworfen, die viele Aspekte des agilen Arbeitens erleichtern.

Es gibt mobile, beschreibbare Whiteboards, die auch als Präsentationsfläche für Post-its dienen und Elemente mit akustisch dämpfenden Eigenschaften, die darüber hinaus als Pinwand funktionieren und genügend Stauraum für Workshop-Material zwischen den mit Rollen ausgestatteten Panels mitbringen.

Kreative Prozesse

Aus den Anforderungen des Design Thinking heraus ist die Serie von System 180 mit mobilen Boards sowie rollbaren Tischen und Containern entstanden. Auch dabei dominiert der Ansatz, den Arbeitsraum möglichst flexibel auf die Anforderungen der jeweiligen Aufgabenstellung respektive Projektphase hin einrichten zu können. Doch die richtige Möblierung garantiert noch nicht den Erfolg des Innovationsprozesses. Barbara Busse: „Design Thinking ist eine Methode, die im Alltag des Unternehmens wirklich gelebt werden muss.“ Sie empfiehlt, nicht nur in Möbel zu investieren, sondern auch in die Ausbildung in der Methode Design Thinking und der damit verbundenen Denkweise.

Ob Möbelindustrie oder Maschinenbauer, „um erfolgreich Innovationen zu entwickeln, muss sich schließlich in den Unternehmen eine echte Ideenkultur etablieren“, so Busse. Die kann dann auch genutzt werden, um bestehende betriebliche Abläufe zu betrachten und bewusst Veränderungsprozesse anzustoßen.

Doch entsteht nun mit der Einführung kreativer Prozesse direkt in den Unternehmen nicht die Gefahr, dass originäre Leistungen von Designern weniger gefragt werden? Eher das Gegenteil, betonen Experten und Praktiker. „Design Thinking ist aktuell sicher zu einem Buzzword geworden“, findet André Poulheim vom Designbüro Noto.

Die Spezialisten für Produktdesign, zu deren Kunden exklusive Marken wie Bang & Olufsen und Haustechnikanbieter wie Vaillant gehören, arbeiten nur partiell mit Design Thinking.

Sie haben jedoch beobachtet, dass Kunden durch die verstärkte Aufmerksamkeit auf das Thema Design Thinking und auch durch die selbstständige Nutzung der Methode ein klareres Verständnis für die Arbeit der Designer und den Entwurfs- und Entwicklungsprozess entwickeln.

Unterm Strich sieht Poulheim die Verbreitung von Design Thinking positiv: „Die Unternehmen verstehen unsere Designprozesse durch den veränderten Background besser.“

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