Textur – ein Begriff, der vielfach im Design benutzt wird und die Beschaffenheit einer Oberfläche beschreibt, leitet sich ursprünglich ab vom lateinischen “textura” – Gewebe. Wie sieht es aber aus mit der Oberflächenbeschaffenheit der Gewebe bzw. Textilien selbst ?
Autorin Christiane Sauer
Textile Oberflächen lassen sich auf vielfältige Weise formen und gestalten. Grundlage ist ein Faserverbund, der als Gewebe, Gestrick, Gewirk oder auch als Vlies hergestellt wird. Die begriffliche Unterscheidung wird hier über die Art der Vernetzung der Fasern oder Fäden miteinander getroffen. Je nach Art der textilen Konstruktion oder des verwendeten Materials lässt sich die Oberfläche beeinflussen.
Bilden beispielsweise metallische Fasern das Grundmaterial eines Textils, kann man das Gewebe durch Prägen plastisch verformen. Mögliche Anwendungen sind Vorhänge oder Bezugsstoffe, die in Kupfer, Edelstahl oder Messing umgesetzt werden können. Metallgewebe besitzen den Vorteil nicht brennbar zu sein, die Stoffbreite liegt bei rund 140 cm.
Haptischen Qualitäten von Filz
Bei der Filz-Herstellung werden die Fasern gewebt und anschließend in einem speziellen Nadelverfahren bearbeitet. Eine neue Textil-Entwicklung, die im Rahmen einer Diplomarbeit entstand, kombiniert die haptischen Qualitäten von Filz mit den gestalterischen Möglichkeiten des Webverfahrens.
‚Profil‘ der Textil-Designerinnen Zsófia Gudlin und Grazyna Grabowicz ist ein mehrlagiges Gewebe, das zwei Grundmaterialien miteinander verbindet: ein filzbares, schrumpffähiges Material mit einem rutschig- glatten Polyestermaterial, das sich nicht filzen lässt. Diese werden zunächst miteinander zu einem zwei- oder mehrlagigen Gewebe verwebt und die entstandenen Schichten anschließend miteinander “vernadelt” – also verfilzt.
Herstellungsweise bestimmt Grad der Plastizität
Durch dieses Verfahren schrumpft die untere filzbare Gewebeschicht; der obere, nicht filzbare Gewebeteil des Musters wird weniger zusammengezogen und wölbt sich auf. Die Fäden der restlichen Schichten werden durch diesen Prozess an die untere Schicht gebunden. Das Material kann wahlweise von der Ober- oder Unterseite vernadelt werden, so dass je nach Arbeitsrichtung entweder ein Positiv oder ein Negativ der Musterung entsteht und der Stoff beidseitig verwendet werden kann. Auch der Grad der Plastizität lässt sich durch die Herstellungsweise bestimmen. Verwendet man transluzente Polyestergarne, entstehen Farbabstufungen, die individuell angepasst werden können.
Technik für die serielle Fertigung adaptiert
Der patentierte Stoff mit der interessanten Haptik ist zugleich Futter- und Dekorationsstoff und besitzt eine gute Verschleißfestigkeit, was ihn besonders für Anwendungen im Heimtextil- und Modebereich interessant macht. Derzeit wird die auf dem Handwebstuhl entwickelte Technik für die serielle Fertigung adaptiert. Zahlreiche Preise wie der Materialica Award, der Sächsische Staatspreis für Design oder der Innovationspreis Textil und Mode honorierten bereits diese vielversprechende Neuentwicklung.
Einen fast skulpturalen Ansatz, Filz zu verarbeiten, verfolgt die Londoner Designerin Anne Kyyrö Quinn. Ihre textilen Wandreliefs sind auffallende Kreationen im Raum, die nicht nur optisch interessant sind, sondern zugleich schalldämmend wirken. Alle Elemente werden in Handarbeit gefertigt und sind auf die spezifische räumliche Situation abgestimmt. Die dreidimensionale Filz-Oberfläche eignet sich deshalb besonders für akustisch anspruchsvolle Räume wie etwa Hotellobbys, Kinosäle oder Besprechungszimmer.
Da der Filz zu 100 % aus Schafwolle besteht, ist er nicht nur ein nachhaltiger Werkstoff, er ist zugleich schwer entflammbar und beeinflusst das Raumklima positiv. Textile Texturen wandeln sich hierbei von der bloßen Oberfläche zum Raum gestaltenden Ornament.
Kontakt:
TexE srl – INNTEX Div. Managing
Director Riccardo Marchesi via Rocca Tedalda
25 I-50136 Firenze (Fi)
Zsófia Gudlin
Odastrasse 7
D-38122 Braunschweig
contact@gudzso.com
Anne Kyyrö, Quinn unit 2.06 Oxo Tower Wharf
Bargehouse street London
SE1 9PH, UK
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