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Glasbausteine als Filter

Raum und Material
Glasbausteine als Filter

Horrende Grundstückspreise führen in Hiroshima zu einer außergewöhnlichen Lösung auf kleinem Raum: Inmitten des brausenden Lärms einer sechsspurigen Verkehrsstraße und eingezwängt zwischen Hochhäusern hat das Architekturbüro Hiroshi Nakamura & NAP ein kleines Einfamilienhaus mit einem gläsernen Filter aus Glasbausteinen in eine Oase der Ruhe verwandelt.

Autorin Christiane Sauer

Weil nur die zur lauten Straße gewandte Ostseite des Grundstücks, auf dem das Einfamilienhaus steht, gut belichtet ist, kamen die Architekten auf eine trickreiche Idee: Sie entschlossen sich, hier eine schallisolierende und zugleich transparente Wand zu errichten, die einen internen Garten umschließt. Die Schalldämmung wird durch eine hohe flächenbezogene Masse erreicht – je schwerer eine Wand, desto besser ihre Schalldämmung.

Massive Glasbausteine als Riemchen

Speziell für dieses Bauvorhaben wurden massive Glasbausteine als Riemchen entwickelt. Um eine hohe Transparenz und Formstabilität zu erreichen, wurden die Glasbausteine aus Borosilikat gefertigt, dem Rohmaterial für optische Gläser. Der Herstellungsprozess erwies sich als komplex, da extreme Maßgenauigkeit gefordert war und die Blöcke sehr langsam abkühlen mussten, um innere Spannungen und Unregelmäßigkeiten zu vermeiden.

Fassadensteine hängen an dünnen Stahlstangen

Herkömmliche Glasbausteine sind innen hohl und bestehen aus zwei zusammengesetzten Gussglashälften. Sie haben dadurch ein geringeres Gewicht als die massiven Glasriegel und werden wie Ziegelsteine aufeinandergesetzt sowie mit Mörtel und Bewehrungsstäben in den Fugen verbunden. Solch ein klassisches Vermauern war bei diesem Projekt nicht möglich, da die nur 5 cm breiten Glasriegel über die Fassadenfläche von 8,6 x 8,6 m keine ausreichende Stabilität erreicht hätten.

So wurden je zwei Löcher in die einzelnen Bausteine eingearbeitet, um die Fassadensteine an dünnen Stahlstangen von oben abzuhängen. Ein Stahlträger spannt über der Fassade und trägt die in Summe 13 t Gewicht der Glasbausteine. Um diese große Last aufzunehmen, wurde der Träger vorgespannt montiert und nach Einbringen der Last ausbetoniert. So konnte der Querschnitt des Tragelements minimiert werden.

Innenhof in japanischer Tradition

Um die Glassteinwand gegen Windkräfte zu stabilisieren, wurden in jede zweite horizontale Fuge 4 cm breite Flachstahlbänder eingearbeitet. Diese liegen nach innen versetzt, sodass sie im ausgefugten Zustand nicht mehr sichtbar sind und die Fassade als eine schimmernde, transparente Fläche erscheint im Innenhof in japanischer Tradition.

Die fertige gläserne Oberfläche erzeugt optische Reflexe, die an Wasser erinnern. Die Idee von Natur im Haus hat in Japan eine lange Tradition, die der Architekt auf seine Weise übersetzt hat. Alte japanische Bauweisen lassen den von begrünten Höfen gekühlten Wind in das Gebäude ziehen; hängende Windspiele machen dabei die natürliche Bewegung sichtbar. Hier tanzt ein ultraleichter, metallbeschichteter Vorhang im Luftzug, der dem Wind optische Präsenz gibt und zugleich das Licht filtert.

Oberfläche des Wassers kühlt, reinigt und reflektiert

Wasser, das der Kühlung und Luftreinigung dient, findet sich als Zitat in den transparenten Wänden und ganz konkret im Wasserbecken des Gartens, dessen Oberfläche kühlt und zugleich Lichtreflexe in den darunter gelegenen Eingangsbereich auf Straßenniveau wirft. Auch die Blätter der Bäume filtern und reflektieren Licht in immer neuer Weise.

Wandverkleidungen und Möbel aus Holz runden das Materialspektrum ab. Natur ist nicht Dekoration, sondern man lebt mit ihr und nutzt die Elemente Wasser, Wind und Pflanzen statt aufwendiger technischer Klimatisierung. Dies schafft selbst in dieser ultraurbanen Umgebung eine einzigartige sinnliche Atmosphäre, die Tradition und Moderne vereint.

Factsheet

Entwurf: Hiroshi Nakamura & NAP Co., Ltd. www.nakam.info
Entwurf Konstruktion: Yasushi Moribe
Konstruktion: R. C. Structure
Ort: Hiroshima-shi, Hiroshima/Japan
Grundstücksgröße: 244 m2
Wohnfläche: 364 m2
Fertigstellung: Oktober 2012
Optical Glass-Fassade
Gesamtfläche: 8,6 x 8,6 m
Gesamtgewicht: 13 t
Konstruktion: Abgehängte Fassade, Hauptträger als vorgespannter Stahlträger, Glasblocksteine an 75 Edelstahlstangen abgehängt und horizontal alle 10 cm versteift mit 4 x 40 mm Flachstahl (Edelstahl), Fugenbreite 6 mm
Material: 6000 handgefertigte, massive Glasbausteine aus Borosilikat/optischem Glas
Abmessungen der Steine: 50 x 235 x 50 mm

Weitere Materialentwicklungen und -anwendungen finden Sie hier

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