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Im Portrait: Domotex Young Designers des Trendtable 2017, Teil 2. md-mag.com

Domotex Young Designer Trendtable 2017, Teil 2
Young Designer Trendtable II

Radikal gedacht und klug hergeleitet sind die Konzepte, die im Rahmen des Young Designer Trendtable auf der Domotex vorgestellt werden. Zu diesem Schluss kommt Jörg Zimmermann auch bei Briggs & Cole, Klaas Kuiken und Victoria Wilmotte.

Autor Jörg Zimmermann

Weicher warmer Sand, ein federnder Waldboden, ein den Auftritt dämpfender Rasen oder auch kalter Beton und harter Asphalt – für den Menschen ist der Boden eine alltägliche Erfahrung, die bei aller praktischer Dimension meist auch eine emotionale Komponente in sich trägt. Positive Erinnerungen wechseln sich ab mit unangenehmen Erlebnissen. Das gilt im Urlaub wie im städtischen Leben, im Büro ebenso wie in den eigenen vier Wänden. Der Boden ist für uns eine taktile und haptische Erfahrung, die stark mit dem visuellen Eindruck zusammenspielt. Auch der praktische Umgang spielt eine große Rolle.
Ein voluminöser Wollteppich schenkt uns zwar ein wohliges Gefühl von Wärme und Geborgenheit, besonders wenn wir ihn barfuß betreten. Doch geht es an die Reinigung, ist mit dem Wohlgefühl schnell Schluss. Chipsreste oder Brotkrümel machen einige Mühe. Sie halten sich hartnäckig im tiefen Flor, schön ist diese Vorstellung nicht. Da lassen sich die allgegenwärtigen Laminatböden schon einfacher und unkomplizierter pflegen. Allein ein Gefühl von umfassender Behaglichkeit verbinden wir kaum mit diesem Bodenbelag. Die deutlich spürbare Härte der Oberfläche und auch der optische Eindruck vieler Angebote signalisieren klar, hier geht es um einfache Handhabung bei der Verlegung und im Gebrauch – und ganz entschieden auch um den Preis. Es scheint, beim Boden gibt es nur ein Entweder-oder, alles ganz praktisch oder doch eher emotional. Anzeichen für bedeutende Veränderungen bei Ausrüstung und Design sieht man kaum.
Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre, sticht eher Behäbigkeit ins Auge. Branchenkenner bestätigen, echte Innovationen machen sich rar. Wohl auch deshalb hat die Messe das Format Innovations@ Domotex initiiert. Hersteller und Unternehmen mit Produktneuheiten werden gefördert und diese Produktneuheiten während der Messe auf Sonderflächen in einer besonderen Inszenierung präsentiert. Eine Jury mit Experten aus der Branche selektiert zuvor die eingereichten Produkte und garantiert so die Qualität der ausgestellten Neuheiten.
Als vielversprechender Bestandteil der Innovations@ Domotex kommt nun das Konzept Young Designer Trendtable hinzu. Seit Juli 2016 arbeiten fünf junge Designstudios aus Europa an der „Zukunft der Bodengestaltung“. Begleitet von Mentor und Designer Stefan Diez sollen so innovative Konzepte entstehen, die frischen Wind in den Umgang mit Bodenbelägen bringen und über die üblichen Produktvarianten der Branche hinausgehen. In md 8.2016 berichteten wir über Hanne Willmann (Berlin) und Bilge Nur Saltik (England/Türkei). Hier stellen wir Klaas Kuiken (Niederlande), Victoria Wilmotte (Frankreich) sowie Jane Briggs und Christy Cole (Schottland) vor. Auch sie folgen höchst unterschiedlichen Ansätzen und Gestaltungsideen.
Mit einem kleinen, künstlerisch-intellektuellen Überbau ist das schottische Designduo Briggs & Cole an den Start gegangen. Als Ausgangspunkt ihrer gestalterischen Überlegungen benennen Jane Briggs und Christy Cole den Merzbau von Kurt Schwitters in Hannover. Schwitters hatte zwischen 1927 und 1937 eine raumgreifende Installation über Boden, Wände und Decke erstellt. „Unser Ansatz ist nicht per se intellektuell, sondern eher von der Neugier getrieben, was heute im zeitgenössischen Design relevant sein könnte“, erläutert Christy Cole. Dabei gehe es um die Entdeckung von historischen, aber auch privaten Geschichten und Bezügen, die gar nicht immer im direkten Zusammenhang mit Design stehen müssten, sondern sich auch aus sozialen oder politischen Erfahrungen speisen könnten.
Kunst der Fuge
Mit Schwitters im Sinn haben die in Glasgow arbeitenden Designer ihr Projekt ‚Merzing‘ genannt. Vier unterschiedliche geometrische Muster haben die Gestalter in Schwitters Arbeit aufgespürt und interpretiert. Das Ergebnis ist ein Bodenbelag, der auch für den Einsatz an Wand und Decke taugt. Möglich wird das durch den Einsatz von Hightech-Materialien und Digitaldruck. Nicht nur grundsätzlich kann so das Raumgefühl verändert werden, der digitalisierte Druck lässt auch viele Möglichkeiten, individuelle Vorstellungen potenzieller Auftraggeber zu realisieren.
Auch Klaas Kuiken sieht in der Veränderbarkeit von Bodenbelägen einen vielversprechenden Ansatz. Der Niederländer denkt dabei allerdings weniger an Individualisierung in der Produktion und eine damit möglicherweise verbundene Exklusivität.
Kuiken spielt in seinem Projekt mit der Idee der Trampelpfade. „Ich glaube, dass der Boden wie ein stiller Beobachter im Raum ist.“ Mit den Jahren würden sich bei geeigneten Oberflächen die Spuren der Nutzer in die Bodenbeläge einschreiben, so wie sich Trampelpfade als Abkürzungen in die Natur oder in Parklandschaften eingraben. Für Forscher sicher ein interessanter Ansatz, für die Bodenhersteller – und vermutlich auch für viele Nutzer – ein Materialverhalten, das es tunlichst zu vermeiden gilt. Wie in vielen seiner Arbeiten hat Klaas Kuik aber nicht die unmittelbare Verwertbarkeit der Ideen vor Augen.
Die Frage nach dem kreativen Prozess und dem Einfluss der verwendeten Techniken auf das gestaltete Ergebnis treiben ihn bei der Entwicklung seiner Produkte an. Kuiken ist wohl eine Art forschender Gestalter, der durch handwerkliche Interventionen die Versöhnung mit der Massenproduktion sucht.
Bewusst traditionell sind die Materialien, die Victoria Wilmotte für ihr Projekt gewählt hat. Stein und Marmor sind die Grundlage, Wilmotte variiert deren Komposition und Zusammenspiel. Wo bisher die Fuge als trennendes Element visuell bestenfalls vollständig in den Hintergrund treten sollte, erfährt sie nach der Vorstellung der Französin nun eine deutliche Betonung. Binder aus Kunstharz setzen starke Akzente und bestimmen den Look des Bodens. Nicht nur dieser, alle Ansätze des Young Designer Trendtables sind radikal. Die Domotex wird’s zeigen.

Teil 1 des “Young Designer Trendtable”.

Webseite der Messe

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