Der französische Designer Noé Duchaufour-Lawrance nutzt jede Gelegenheit, um der Großstadt zu entkommen und in der Natur zu sein. Seine Arbeiten zeichnen sich durch organische, fast skulpturale Formen aus. Sein persönlicher Luxus? Zeit.
Interview Katharina Feuer
Einen Tag bevor Noé Duchaufour-Lawrance nach New York zur internationalen Möbelmesse ICFF fliegt, um seine jüngsten Entwürfe für Bernhardt Design zu präsentieren, sprechen wir über seine Arbeit, den Bezug zu Natur und warum er ungern die von ihm gestalteten Räume besucht.
Herr Duchaufour-Lawrance, Sie sind der Passion ihres Vaters gefolgt und studierten Bildhauerei. Warum der Wechsel zum Design?
Die Bildhauerei war für mich eine Möglichkeit, Formen, Dimensionen und Materialien intuitiv zu erfassen. Aber mir war von Anfang an klar, dass sie für mich nur eine Ausdrucksweise ist, eine Sprache, um Dinge zu formen. Ich will Objekte mit Funktion entwerfen, dabei hilft ein zugewiesener Nutzen: Die Form dient dann der Funktion.
Ich will Dinge erschaffen, die nicht nur schön, harmonisch und im Fluss sind, sondern mit ihrem Besitzer interagieren, ihm einen Mehrwert generieren. Neben dem reinen Nutzen sind mir aber auch Emotionen, die ein Produkt auslöst, wichtig.
Die Natur dient als Vorbild für ihre organische Formensprache. Sie leben und arbeiten in Paris. Wie funktioniert das?
Aufgewachsen in Südfrankreich habe ich in meiner Kindheit viel Zeit draußen verbracht. Dabei habe ich vieles entdeckt. Die Natur ist unendlich intelligent. Alles, was wir erschaffen ist dagegen künstlich. Eine Stadt wie Paris vibriert und inspiriert, trotzdem versuche ich bei jeder Gelegenheit am Wochenende rauszukommen.
Ich habe ein Haus am Meer. Die Natur gibt mir den notwendigen Raum zu denken und relativiert vieles. Sich diese Zeit zu nehmen, ist für mich der größte Luxus.
Natur einerseits, die Arbeit für Luxusunternehmen wie Hermès anderseits. Ist das kein Widerspruch?
Nein. Gerade der Luxus, sich Zeit leisten zu können, qualitativ gute Materialien in aufwendiger Produktion zu hochwertigen, einfachen Gütern zu verarbeiten, kommt der Natur näher, als Massenproduktion oder übertriebenes Design.
Für das von Ihnen gestaltete Restaurant Ciel! im 56. Stockwerk des Tour Montparnasse kreierten sie den gleichnamigen Stuhl. Wie kam es dazu?
Ich wollte einen bequemen, sich zurücknehmenden Stuhl, der nicht von der Aussicht über Paris ablenkt. Er sollte zwar gemütlich sein, aber nicht zu sehr das 70er-Jahre-Design spiegeln. Für die Produktion haben wir den Hersteller Tabisso gefunden, der mit viel Zeit, Geld und Begeisterung die Umsetzung von ‘Ciel!’ verfolgte. Die 3D-Guss-Produktion mit Stahl und Aluminium ist nicht trivial. ‘Ciel!’ ist als Produktfamilie auch im Objektbereich erfolgreich.
Sind Sie mit dem Restaurant zufrieden?
Generell bin ich selten mit dem finalen Ergebnis zufrieden. Das liegt daran, dass beim Interior Design zu viele Personen “mitspielen”. Das Ergebnis weicht meist zu sehr von meiner Vorstellung ab. Es gibt tatsächlich nur ein, zwei Projekte mit denen ich zu 100 Prozent zufrieden bin: ein Privathaus und der Showroom von Montblanc in Hamburg. Eigentlich will ich nicht sehen, was aus meinen Ideen gemacht wurde. Insofern liegt mir Design sehr am Herzen – ich entwerfe ein Produkt und es reden nicht so viele mit.
Noé Duchaufour-Lawrance, vielen Dank für das Gespräch.
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