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Gerhard Nüssler

Design und User-Interface
Gerhard Nüssler

Smartphones, soziale Netzwerke und Augmented Reality prägen die Erlebniswelt der Menschen von heute. Das hat sogar Folgen für Essenszubereitung und Ernährung. Siemens-Designchef Gerhard Nüssler über die Zukunft der Hausgeräte.

Digitale Möglichkeiten verändern unsere Lebensweise. Unsere Vorlieben. Unsere Erwartungen. 2015 werden 80 Prozent der deutschen Bevölkerung online sein. Laut Prognose des Branchenverbandes Bitkom ist 2011 jedes dritte verkaufte Handy ein Smartphone. Diese rasante Entwicklung geht auch an der Küche nicht vorbei. Bei der Siemens-Electrogeräte GmbH unterzieht man das traditionelle Produktdesign einer aufmerksamen Prüfung. „Was die Menschen heute erleben mit ihren Smartphones, mit Android, auf Facebook und YouTube, erzeugt eine völlig neue Realitätswahrnehmung – und wird auch die Erwartungshaltung im Umgang mit unseren Hausgeräten verändern“, erklärt Siemens Designchef Gerhard Nüssler.

Das wachsende Interesse an Koch-Communities ist nur ein Indikator dafür. Ein anderer sind die Download-Zahlen von Rezepte-Apps. „Die Menschen versuchen sich hier die Erlebniswelt zu realisieren, die sie in anderen Bereichen erfahren“, meint der Designchef. Dass dies unbeeindruckt von der Tatsache geschieht, dass Rezepte und Anleitungsfilme auf dem Handy zu klein und schlecht zu sehen sind, wertet er nur als weiteren Beweis eines großen Verlangens. „Es handelt sich bei den Apps um eine Zwischenlösung, hier überdeckt die Faszination der Möglichkeiten oft noch die Defizite in Ergonomie und Komfort“, urteilt Nüssler und meint weiter: „Wir werden uns mit diesen Erwartungen in den nächsten Jahren intensiv zu befassen haben, um darauf die richtigen Antworten zu geben.“ Vom Werkzeug zum Assistenten Im Grunde hat Siemens seine ersten Koch-Apps bereits im Portfolio. Zur Premium-Ausstattung aktueller Siemens Herde und Backöfen zählt ‚cookControl‘, eine Programmautomatik, die bis zu 68 Gerichte selbstständig zubereitet. „Eigentlich brauchen Sie nur noch den Kassenbon bereit halten, davon Fleisch- oder Fischart sowie das Gewicht ablesen und eingeben – den Rest erledigt der Backofen“, schmunzelt Nüssler. Die entsprechende „App“ für das Kochfeld heißt ‚kochSensor‘ und gibt Acht, dass Steak und Fisch auf den Punkt genau gegart werden, Pfannkuchen und Hackbällchen niemals anbrennen. Vom Kohleherd zu ‚cookControl‘ hat das Hausgerät einen entscheidenden Statuswechsel vollzogen. Als interaktiver Helfer ist es vom Werkzeug zum Assistenten aufgerückt. Gleiches gilt für „intelligente“ Spülmaschinen, die ihr Programm auf die Verschmutzung des Geschirrs einstellen oder die ‚iDos‘- Waschmaschine, die das Waschmittel passend zur Textilart und -menge präzise dosiert. Den Unterschied erklärt Nüssler so: „Ein Werkzeug kann nur streng weisungsgebunden arbeiten. Es ist bestenfalls die gehorsame Verlängerung der Hand und als solche inaktiv. Der Assistent hingegen unterstützt, begleitet und denkt bis zu einem gewissen Grad mit – er ist interaktiv. Gerade eine solche Interaktivität wünschen sich immer mehr Menschen auch in der Küche. Ethnografische Studien im Auftrag von Siemens haben bestätigt: Dem Großteil der Befragten liegt daran, gut zu essen, ihre Gäste zu bewirten und zu verwöhnen. Sie suchen Behaglichkeit und Bequemlichkeit. Der Prozess der Essenszubereitung steht dabei nicht im Vordergrund, entscheidend ist vielmehr das Ergebnis. „‚cookControl‘ und ‚kochSensor‘ können auch nur ein erster Schritt sein“, gibt Nüssler freimütig zu. Lernen von Augmented Reality Längst ist bei Siemens die Entscheidung gefallen, sich von statischen Systemen wie der Heim-Vernetzung serve@home zu verabschieden. „Das lernen wir aus der Augmented-Reality-Welt: Systeme sind nicht starr, sondern passen sich einer sich wandelnden Lebenswelt an.“ Als Gebot der Stunde formuliert der Siemens-Designer deshalb: „Schnell reagieren, beständig am Ball bleiben – mit Hausgeräten, die drahtlos und mobil anpassbar sind und in ihrem Lebenszyklus offen für eine beständige Weiterentwicklung.“ So könnte zum Beispiel in einem von vielen vorstellbaren Szenarien ein Partnerkoch von Siemens sein neuestes Gourmet-Rezept in ‚cookControl‘ einspeisen. In einem anderen bietet die hauseigene Versuchsküche beständig neue Updates für Menüs, Gerichte und Zubereitungsvarianten an. Dafür und für vieles andere, von dem der Designchef sicher ist, dass „wir es uns heute noch gar nicht ausmalen können“, gilt es innerhalb der nächsten Jahre die richtigen Angebote zu entwickeln. Mitten im Paradigmenwechsel Kein Wunder also, dass im Siemens Design das User-Interface das Zentrum aller Zukunftsüberlegungen bildet. „Manche mögen sagen, das sei überhaupt keine Design-Aufgabe. Ich behaupte, das ist nicht nur eine, sondern die ganz große Design-Aufgabe der nächsten Jahre“, betont Nüssler. Dies lasse sich sehr deutlich an der Entwicklung des iPhone ablesen, bei dem das klassisches Produktdesign in den Hintergrund tritt. „Das ist nur noch Minimaldesign. Das User-Interface ist der Kern – da fängt der Spaß an.“ Dieser Prioritätenwechsel zieht auch neue Forderungen für die Ausbildung des Designnachwuchses nach sich. Hier sieht Nüssler noch einen starken Handlungsbedarf, „damit das Denken nicht beim Interface aufhört und die Präsentation der Studienarbeiten im Konjunktiv weitergeht: Hier könnte eine Taste sein zum Einschalten und hier wäre ein Display.“ Umgekehrt fordert er bei Spezialausbildungen zum Thema eine weitaus stärkere Vernetzung ins Produktdesign. Hat also der Drehknebel bei Siemens bald ausgedient? Mitnichten. „Diese Art der Bedienung ist praktisch und sehr sinnlich – wie etwa die Siemens ‚discControl‘ beweist. Für niederkomplexe Bedienfunktionen wird er weiterhin seine Berechtigung behalten“, beteuert Nüssler. Die mobile Welt kommt jedoch überall da ins Spiel, wo Siemens über die Basisfunktionen der Hausgeräte hinaus neue Möglichkeiten eröffnet. Gerade im Abwägen zwischen Gelerntem und Neuem, zwischen sinnlich Erfahrbarem und einer virtuell erweiterten Realität muss sich zukunftssicheres Design bewegen.

Design and User Interface
Smart phones, social networks and augmented reality are features of human beings’ world of experience today. This even has consequences in the meals people eat and the way these are prepared. Siemens’ Head of Design Gerhard Nüssler talks about the future of domestic appliances.
Digital processes are changing our lifestyle, our preferences and our expectations. By 2015, 80 percent of Germany’s population will be online. According to a forecast from Bitkom, the trade association in this business area, every third cell phone purchased in 2011 was a so-called “smart phone”. A similar hectic rate of development is beginning to be evident in the kitchen. Electrical appliances manufacturer Siemens- Electrogeräte GmbH is therefore re-examining traditional product design most carefully. Gerhard Nüssler, Head of Design at Siemens, comments: “What people are experiencing today with their smart phones, with Android, Facebook or YouTube, gives them a totally new perception of reality – and is bound to change what they expect when they use our domestic appliances.”
Growing interest in cooking communities is just one indicator of this. Another is the volume of recipe apps being downloaded. Gerhard Nüssler: “People are attempting here to realise a world of experience that confronts them in other areas.” He interprets the fact that this is happening although the recipes and instruction films are too small and difficult to view on a cell-phone screen as a sign that demand is genuinely high. “The applications (apps) are an interim solution, with the fascination of what’s possible still outweighing ergonomic and convenience deficits in many cases.” Having expressed this opinion, Nüssler goes on to say: “We shall be looking very closely at what people expect in the years to come, so that we can arrive at the correct answers.”
From tool to assistant One might say that Siemens already has the first cooking apps in its portfolio. Premium-specification Siemens cookers and ovens are now equipped with ‚cookControl‘, which can prepare up to 68 dishes by itself. Nüssler, with a smile: “All you really need is to enter the type of meat or fish and its weight from your receipt – the oven will do the rest!” The corresponding app for the hotplates is the ‚kochSensor‘ which has the task of cooking steak and fish to perfection and ensuring that pancakes or meat balls never burn. From coal-fired stove to ‚cookControl‘, the status of this domestic appliance at least has undergone a profound change. It is now an interactive assistant rather than just a tool. The same applies to the “intelligent” dishwasher hat modifies its program according to the degree of cleansing needed – or the ‘iDos’ washing machine, which meters the mount of detergent accurately according to the type and volume of the specific fabric. Nüssler describes the differences as follows: “A tool operates strictly according to the instructions it is given. At best it is an obedient extension of the operator’s arm, and inactive by itself. In contrast to this an assistant is interactive: it provides support, cooperates and can be said to think for itself to some extent. Precisely this interactivity is what more and more people are calling for in the kitchen. Ethnographic surveys commissioned by Siemens confirm that most of the people interviewed like to eat well and to entertain their guests and spoil them in a positive way. They value comfort and convenience. The emphasis for them is not on the process of preparing food but on its results. As Nüssler boldly declares: “’cookControl‘ and ‚kochSensor‘ can only be the first steps!”
Learning from Augmented Reality Siemens decided some time ago to give up static systems such as the serve@home domestic network. “The Augmented Reality world teaches us that systems are not rigid but tend to accommodate themselves to a changing lifestyle.” Siemens Design Chief Nüssler sums up the current need: “To react quickly and to stay on the ball, with domestic appliances that are cableless, mobile and therefore adaptable and receptive to ongoing development in the course of their life cycle.” In one of the many conceivable scenarios, for example, a chef would team up with Siemens to have his latest gourmet recipe input to ‘cookControl’. Or the company’s own experimental kitchen would maintain a flow of updates for menues, dishes and alternative methods of preparation. For many of these innovations and for others of which the Head of Design is convinced “that we can’t even envisage them at the moment”, the necessary offers will have to be communicated to the public in coming years.
In the midst of a paradigm shift
Not surprisingly, Siemens Design regards the user interface as the central element in all future planning. Nüssler: “Some may say this isn’t a task for Design at all. I not only feel this to be wrong, but in fact regard it as the major design task in the next few years.” Convincing proof of this comes from the way the iPhone has developed, with classic product design retreating into the background. “It’s only minimal design now. The key element is the user interface – that’s where the fun starts!” This shift in priorities also leads to new requirements when training junior designers .Nüssler feels that there is still considerable need for action in this area “so that the thought process doesn’t stop at the interface, and students’ work at least makes use of the conditional verb-form from that point on, for example ‘We could have the on/off switch here, and the display there.’” In the opposite direction he calls for much stronger networking with product design when the relevant specialised training is in progress.. Does this mean that Siemens is pensioning off the good old rotary knob? Not in the least, Nüssler declares “It’s a practical, sensually tactile control device – as we can see from the Siemens ‚discControl‘. It will remain valid for less complex operating functions.” The mobile world is a target wherever Siemens opens up new possibilities above and beyond the basic functions of its domestic appliances. Design with reliable future value must occupy precisely this area that weighs up experience and innovation, between what the senses tell us and extended virtual reality.
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