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Tschechische Republik: Gegensätze ziehen sich an

md International Design Selection
Tschechische Republik: Gegensätze ziehen sich an

In den Münchner Eisbach Studios fand ein Designgeschichtlicher Diskurs statt. Thema: Die Tschechische Republik vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

“Wegwerfen oder Bewahren?”, Ondrej Cerný, Leiter des Tschechischen Zentrums München, bringt gleich zu Beginn der Fachveranstaltung ‚md International Design Selection – Czech Republic‘ die vermeintliche Widersprüchlichkeit des Landes auf den Punkt. Zwei Thonet-Stühle auf dem Dachboden der verstorbenen Großeltern sind Ursache für diese grundlegende Fragestellung. Seine Mutter plädiert für Bewahren, sein Vater für Wegwerfen. Der 11-jährige Cerný, nach seiner Meinung gefragt, stimmt auch für Bewahren. Und ist heute noch froh darüber. Irgendwo in diesem Spannungsfeld – zwischen Bewahren und Wegwerfen, Tradition und Innovation, Handwerk und High-Tech, Perfektion und Improvisation, Humor und Ernsthaftigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstkritik, Konservatismus und Offenheit – bewegen sich Design und Architektur in der Tschechischen Republik.

Martina Lehmannová, Präsidentin des Museum of Decorative Arts in Prag, bezeichnet in ihrem geschichtlichen Diskurs die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als die kreativere Zeit für das Land. Die Moderne findet mit Josef Hoffmann (geboren in Brtnice), Adolf Loos (geboren in Brünn) und Leopold Bauer wichtige Vertreter im Land. Den Kubismus um 1910 prägen Josef Gocár, Pavel Janák und Josef Chochol. Ludwig Mies van der Rohe entwirft die Villa Tugenthat in Brünn (1928–1930). Jindrich Halabala, Chefdesigner der Vereinigten UP Werke prägt das Bild der tschechischen Möbelindustrie. Die politische Situation nach dem zweiten Weltkrieg wirkt sich auch auf die Entwicklung des Designs und der Architektur im Land aus. Nach 1948 werden Unternehmen wie auch TON (Fabrik der Bugholz-Möbel) verstaatlicht. Innovation ist nicht gefragt – der Absatz durch die UdSSR gesichert. Infolgedessen stellt sich während der Zeit des Eisernen Vorhangs eine gewisse Apathie und Depression ein. Ab den 1990er Jahren werden diese abgelöst – es wächst der Freiheitsdrang, der Mut und die Neugierde neue Wege zu beschreiten.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, geleitet vom ehemaligen md-Chefredakteur David Wiechmann, der selbst tschechische Wurzeln hat, beleuchtet man die Eigenheiten der tschechischen Kreativität. Jan Nemecek vom Prager Studio Olgoj Chorchoj charakterisiert die Eigenschaften der Szene als humorvoll, konservativ und emotional. Aus Nichts könne man etwas machen. Und: Die anfängliche Skepsis Neuem gegenüber, würde von einer Perfektionierung abgelöst werden, welche Themen sogar überspitzt. Der Architekt und Designer Nemecek, der zusammen mit seinem Partner Michal Fronek für Firmen wie Ton, Bomma und Lasvit arbeitet, hofft, dass Tschechisches Design aufgrund seiner Qualität und nicht aufgrund seines Preises Erfolg hat. Martina Lehmannová bestätigt, dass das Niveau in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Weil man im weltweiten Vergleich bestehen will, sich vernetzt, im Austausch steht, Kontakte festigt und offen für neue Impulse ist. Dabei besinnt man sich der Historie und interpretiert diese neu. Als Beispiel wird die Tradition der Glasmanufakturen angeführt. Daraus entsteht beispielsweise die Neuinterpretation eines Kronleuchters. Firmen wie Bomma und Lasvit betreten Neuland mit computergesteuerten Maschinen und kombinieren diese Technologien mit der vorhandenen Handwerkskunst. Die Kreativität sei da, der Export stark, darüber sind sich alle Referenten des Abends einig – das muss nur noch besser kommuniziert werden.
Autorin Katharina Feuer
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