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Spot on ... Designprozess: Design eines Gegenstands und der Prozess seines Entstehen. Thomas Wagner. md-mag.com

Spot on Design
Designprozess

Mit ‘Spot on’ starten wir an dieser Stelle eine regelmäßige Kolumne zu den md-Bereichen Office, Interior, Design und Architecture. Vier Autoren hinterfragen und kommentieren die Vermittlung von Gestaltung in diesen Disziplinen. Thomas Wagner macht den Anfang. Ein Plädoyer für den Umweg.

Autor Thomas Wagner

Wo es um die smarte Steuerung des Hauses von unterwegs geht, um den letzten Schrei in Sachen Wellness fürs Bad, den ultimativen Sessel oder die sommerliche Erweiterung des Wohnzimmers nach draußen – es mangelt nicht an Informationen. Hersteller, Agenturen, ja selbst Designer verschicken permanent Hochglanzbilder und Texte, bieten Kataloge zum Downloaden an und versorgen so jeden Interessenten mit dem Allerneuesten.

Produkte: immer neu, anders, nachhaltig und vor allem begehrenswert

Und wem das noch nicht reicht, der kann die jüngste Produktion auf den Messen in Köln oder Mailand, Frankfurt oder Hannover begutachten.

Alles dreht sich ums Produkt, ums Fertige und Gefertigte – und das soll immer neu, anders, nachhaltig und vor allem begehrenswert erscheinen. Garantiert von großen Namen. Wobei es einem trotzdem so vorkommt, als sei all das so großartig Gestaltete einfach vom Himmel gefallen.

Das Design eines Gegenstands und den Prozess seines Entstehens eingehender zu erkunden, ist etwas anderes. Stichwort Designprozess: Viel zu selten wird danach gefragt, wie der Stuhl oder der Mixer, die Armatur oder die Leuchte, wie das Bett oder der Bürostuhl entstanden sind. Noch seltener, wie sich das Produkt in unserer Industriekultur und Konsumgesellschaft einfügt, was es taugt und darstellt.

Was meint das Zauberwort Designprozess?

Welche Vorgaben und Intentionen waren im Spiel? Gibt es historische Vorbilder? Arbeitet der Designer mit Anspielungen? Wird eine bestehende Typologie erweitert, eine neue Technik, ein neues Material eingesetzt? Handelt es sich überhaupt um Design im Sinne eines offenen Prozesses oder um Styling? Wie überhaupt entsteht Neues, und was genau meint hier das Zauberwort vom Designprozess? Spätestens jetzt wird es kompliziert.

Jedes Ding soll zwar komplex, aber keinesfalls kompliziert sein

Das Komplizierte aber hat einen notorisch schlechten Ruf. Tritt es auf, soll es vermieden werden. Wer es mit ihm zu tun bekommt, ist zu bedauern. Ist es nicht zu vermeiden, erleiden Vernunft und planvolles Handeln angeblich eine Niederlage. Es scheint weder erwünscht noch hilfreich zu sein. Wodurch der Anschein entsteht: Jedes Ding soll zwar komplex, aber keinesfalls kompliziert sein. Zumindest nicht so erscheinen. Dasselbe gilt für den Prozess, aus dem es hervorgegangen ist. Ein Grund, weshalb im Gegenzug andauernd von Kreativität und von Visionen die Rede ist.
Während das Komplexe einfach, eingängig, bestenfalls originell erscheinen soll, steht das Komplizierte im Weg. Im Streben nach Effektivität und Effizienz stört es. Also muss es bekämpft und nach Möglichkeit eliminiert werden. Wer obendrein noch selbst als kompliziert gilt, muss ebenfalls korrigiert, sprich vereinfacht werden. Schulen und Therapeuten wissen hier Rat.
Vielleicht verhält es sich aber auch so: Was wir als kompliziert, mithin als schwierig wahrnehmen, wirkt unnötig allein aus einer zweckrationalen Perspektive. “Es gibt”, spricht Hamlet, “mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.” Und mit Ludwig Wittgenstein ahnen wir, “dass, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind”.

Auf ausgetretenen Pfaden findet man aber keine guten Ideen

Für den Designprozess ist das keinesfalls unerheblich, erweist sich in ihm doch gerade das als nützlich, was wir nicht auf Anhieb verstehen – und deshalb kompliziert finden. Auf ausgetretenen Pfaden findet man aber keine guten Ideen. Nur wer sich von Zwängen befreit und bereit ist, Umwege zu gehen, entdeckt Dinge, die weder im Mainstream noch auf der Hand liegen.
Erst wenn es in diesem produktiven Sinn kompliziert wird, wächst die Chance, wieder staunen, rätseln, das Übliche hinter uns lassen zu können. Während die Prediger der Effizienz glauben, der Weg müsse glatt und eben sein, führt der Gestaltungsprozess selten auf dem kürzesten Weg zum Ziel. Nicht Dinge zu verkomplizieren macht lebendig; aber lebendige Dinge sind oft kompliziert.

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