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Textildesign und Flächendesign: Studenten erforschen gestalterisches Potenzial von Basaltfasern

Textildesign und Flächendesign
SteinWeich

Neue Anwendungen für ein altes Material: Am Fachgebiet Textildesign und Flächendesign der Weißensee Kunsthochschule Berlin werden die Möglichkeiten von Basaltfasern untersucht. Eine natürliche Ressource mit gestalterischem Potenzial.
Autorin Christiane Sauer

Basalt ist im architektonischen Kontext vor allem als Plattenware verbreitet. Schmilzt man das vulkanische Gestein bei ca. 1400 °C, lassen sich auch Filamente, also Endlosfasern, aus dem Material herstellen. Diese werden zu Rovings, Garnen oder Geweben weiterverarbeitet und für technische Anwendungen wie z. B. Verstärkung in Kompositmaterialien genutzt.
Als natürliche Ressource bieten Basaltfasern viele Vorteile. Die Vorkommen sind riesig, denn der größte Teil der Erdkruste besteht aus Basaltgestein und sie können voll recycelt werden. Die Zug- und Druckfestigkeit von Basaltfaser ist höher als bei Glasfasern. Mechanische, thermische und UV-Beständigkeit machen das Material für viele Anwendungen attraktiv, dennoch hat es sich auf breiter Basis noch nicht durchsetzen können und ist relativ unbekannt.
Dies war für Christiane Sauer, Professorin für Material und Entwurf am Fachgebiet Textildesign und Flächendesign der Weißensee Kunsthochschule Berlin der Anlass, den Werkstoff etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. In dem Entwurfsprojekt „SteinWeich“ wurden experimentelle textile Basaltstrukturen und Oberflächen entwickelt, umgesetzt und im Februar 2017 in der Kunsthalle am Hamburger Platz in Berlin ausgestellt.
Der Titel „SteinWeich“ referenziert die unterschiedlichen Aggregatzustände des Materials: zunächst flüssige Lava, dann erstarrt und Tausende Jahre später wieder aufgeschmolzen und zu weichen Fasern bzw. textilen industriellen Geweben verarbeitet, die nun innerhalb des Projektes manipuliert, zum Teil wieder verhärtet oder mit anderen Materialien verbunden wurden. Durch Bearbeitung technischer Gewebe entstanden beispielsweise semitransparente Strukturen, die als Vorhang Verwendung finden können. Das Verschieben einzelner Faserstränge des Gefüges erzeugt in der Arbeit von Lena Ganswindt und Liina Leo unterschiedliche Transparenzen und eine dreidimensionale Plastizität, die allein durch den Reibungswiderstand des Materials fixiert wird. Malu Lücking, Jack Randol und Rebecca Schedler entfernten gezielt Fadenreihen aus Industriegeweben, um eine spezielle Musterung, Beweglichkeit und Transparenz zu erlangen. Sie kombinierten Gewebeschichten zu einer dreidimensionalen Textilstruktur, die durch gegenläufiges Verschieben geöffnete und geschlossene Zustände erzeugen und als einstellbarer Sicht- oder Sonnenschutz verwendet werden kann.
Transformationen

Ein modulares Wandsystem, wie eine räumliche Zeichnung, schufen Ida Rapp und Natascha Unger. Die hexagonalen Module bestehen aus gewickelten und verharzten Basaltfilamenten. Sie können horizontal, vertikal oder schräg gestapelt und zu zusammenhängenden Flächen verbunden werden. Die Verwendung unterschiedlicher Filamentstärken bietet die Möglichkeit, die Module je nach Belastung oder gewünschter Optik einzusetzen. Stein wird hier zum Ultraleichtmaterial: ein Modul wiegt ca. 50g, die abgebildete Wand mit 80 Modulen somit nur etwa 4 kg.
Die Hitzebeständigkeit von Basalt wurde genutzt, um mit Glas- und Keramikverbindungen zu experimentieren. Minyoung Han und Benjamin Gladki erweichten Basaltfaser-Glas-Kombinationen in einem Fusing-Ofen bei 800°C. Glasplatten und Basaltfaser gingen dabei einen stabilisierenden Verbund ein, das Glas ohne Basalt schmolz stärker. Die Steinfaser wird so zum formenden Element eines Komposites. Bei noch höheren Temperaturen im Keramikofen beginnen die Basaltfasern selbst wieder aufzuschmelzen. Charlotte Ackermann experimentierte damit, um gewebte, gehäkelte oder gestrickte Basaltstrukturen als steinerne Glasur einzusetzen. Durch die Transformation entstehen Oberflächen, die teilweise wieder an den Ursprung erstarrter Lava erinnern.
Eine erstaunliche gestalterische Bandbreite des Materials Basalt wird durch die gezeigten Arbeiten deutlich. Um diese Potenziale weiterzutragen, werden einige den Hochschulkontext verlassen und ab Mai 2017 im neuen Zentrum für Textilen Leichtbau des Sächsischen Textilforschungsinstituts STFI in Chemnitz installiert.
Dort werden sie hoffentlich weiter inspirieren, Basaltfasern jenseits der technischen Eigenschaften zukünftig auch unter gestalterischen Anwendungsperspektiven zu betrachten.
9. bis 12. Mai 2017 Techtextil, Frankfurt www.techtextil.com Sächsisches Textilforschungsinstitut STFI, Halle 3.1 H38 Ab Mai 2017 im Zentrum für Textilen Leichtbau des Sächsischen Textilforschungsinstituts STFI in Chemnitz, Besichtigung nach Absprache, Kontakt: Dr. Heike Illing-Günther, heike.illing-guenther@stfi.de, www.stfi.de
22. bis 23. Juli 2017 Tage der Offenen Tür, weißensee kunsthochschule berlin, Fachgebiet Textil- und Flächendesign, www.kh-berlin.de
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